Ada liebt

Ich habe es zum Abschluss meines Praktikums in der Buchhandlung geschenkt bekommen. Und es war einfach wie für mich gemacht. Und Bücher, mit denen man sich identifizieren kann, sind ja fast immer die Schönsten. Oder sie regen nur zum Nachdenken an. Reicht ja manchmal auch schon aus.

Es geht um Ada, eine junge Frau, deren Welt Bücher sind, studiert und mit der Liebe noch nie viel am Hut hatte. Bis Bo, der junge Landwirt, in ihr Leben trat.

Warum bist du so allein, Ada, hatte mich meine Mutter während eines ihrer Wochenendbesuche bei mir gefragt, denn ihr war aufgefallen, dass mein Telefon in drei Tagen nur zwei Mal geklingelt hatte. Ein Mal war es mein Vater, der sie vermisste und hoffte, sie würde es merken, wenn er sie fragte, ob sie gut angekommen sei, und der andere Anrufer hatte sich verwählt.
Ich bin nicht allein, hatte ich gesagt, ich kann nur mit ihnen nichts anfangen und sie nicht mit mir. Sie gehören aber dazu, hatte meine Mutter vorsichtig gesagt und ich fragte, wozu, und sie sagte, zum Leben, und das Gespräch war vorbei.

Und noch eine Textstelle zum Singledasein.

Als wir in den Süden einfuhren und der Dialekt um mich herum unerträglich wurde, fiel mir meine Mutter ein, die sagte, du bist so einsam, Ada, das ist nicht normal, jeder braucht jemanden und jeder Mensch nimmt sich erst durch die Liebe eines anderen Menschen wahr. Sie benutzte das Wort Liebe zu häufig, es wirkte abgedroschen und leer, aber vielleicht war etwas dran. Vielleicht strebten die Menschen stets nach einem Gegenüber, vielleicht stimmte die Werbung, die uns unser Leben genau so verkaufen wollte; nicht umsonst wurden mehr als drei Mal so viele Doppelbetten und Zweiersofas produziert wie Sessel und Singlematratzen. Kleine Küchen waren teurer als große, kleine Spülmaschinen auch, selbst bei der Wurst schlug sich das nieder. Singlewaschmaschinen waren unerschwinglich und kaufte man sich ein solches Gerät, guckte die Kassiererin mitleidig.
Man fiel heraus aus der Kleingartenkultur, wenn man kein Gegenüber hatte am Frühstückstisch, aber war man deshalb allein? War meine Mutter weniger einsam, weil sie meinem Vater den Tisch deckte und die Wäsche wusch und war mein Vater am Ende seines Glücks angekommen, wenn er die Blumen auf dem Tisch beiseite schob, um sie ansehen zu können?
Ich hatte nie jemanden gebraucht und ich hatte nie zuvor über Singlewaschmaschinen nachgedacht. Vielleicht brauchten Menschen einander, und vielleicht war es auch nicht die Liebe, sondern der Egoismus der Gene, die sich unbedingt fortpflanzen wollten, ganz einfach im Auftrag der Natur.

2 Kommentare zu “Ada liebt

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